Der Verein

Unser Tennisheim in der Gründerzeit

- Der Versuch einer Darstellung der Vereinsgeschichte - -

1969: In diesem Jahr war die Tenniswelt in Deutschland noch in Ordnung; international gewann in Wimbledon Paula Jones aus England das Damen-Einzel, Rod Laver aus Australien siegte bei den Herren.
Am 14.06.1969 wird in Brühl bei Heidelberg ein Mädchen geboren, ihr Name: Stefanie Graf; in Leimen - ebenfalls in der Nähe von Heidelberg - hat zwischenzeitlich ein Junge namens Boris Becker, in 1967 geboren, das Laufen gelernt; in Pinneberg in Schleswig-Holstein wird Michael Stich, der noch kein Jahr alt ist, im Kinderwagen spazieren gefahren.
Deutscher Fußballmeister der Saison 1968/1969 wird der FC Bayern München.

Im ehemaligen Dillkreis - heute Bestandteil des Lahn-Dill-Kreises - gab es, wie seit Jahrzehnten, 3 Tennisclubs (TCs), nämlich die in Haiger, Dillenburg und Herborn. Bösartige Menschen behaupteten damals, dass man dort einen "gewissen Wert" darauf lege, "... unter sich zu bleiben ..."; dieses "Elitäre" erreiche man zum Beispiel über die Finanzen (Mitgliedsbeiträge und Aufnahmegebühren).

 

1970:

In diesem Jahr ändert sich vieles grundlegend, zumindest wenn man dies auf die heimische Tennislandschaft bezieht.
Am 16.04.1970 wird in Sechshelden - also auf dem Dorf !! - ein Tennisverein gegründet, 18 Personen wählen in der Gründungsversammlung im kleinen Saal des Dorfgemeinschaftshauses den ersten Vereinsvorstand mit Richard Klenk als 1. und Ulrich Schäfer als 2. Vorsitzenden. Die Gründungsmitglieder legen Wert darauf, den neuen Verein auch tatsächlich "Ver-ein" zu nennen, um auch damit nach außen eine Abgrenzung gegenüber den 3 bestehen-den "Clubs" zu verdeutlichen.

Die Gemeindekörperschaften werden gebeten, dem Verein bei "... der Ausübung des Vereinszweckes ...", nämlich Tennis zu spielen, behilflich zu sein (27.04.1970) und ein entsprechendes Gelände für die Errichtung einer Tennisanlage zur Verfügung zu stellen. Bereits am 06.05.1970 fasste die Gemeindevertretung einstimmig den positiven Grundsatzbeschluss, verbunden mit der Zusage, neben der Fläche auch "anderweitig" zu helfen. Im Juni 1970 (!!) wurde am jetzigen Standort der 1. Platz "talseitig in Längsrichtung" errichtet, bereits im September 1970 war die offizielle Eröffnung.

Noch eine Bemerkung zum Standort. Er hat uns in der Vergangenheit bei "Tiefbauarbeiten" immer wieder daran erinnert, wie er "vorher" genutzt wurde. Auf ihm befand sich während des Baues der Autobahnbrücke die zentrale Betonmischanlage; die "Erfahrungen", wie hart Betonbrocken für eine Brücke sind, hat zuletzt die Firma gemacht, die unsere in Richtung Rasenplatz gelegene Zaunanlage teilweise erneuerte. Ihre Kostenkalkulation für die notwendigen Pfostenlöcher geriet so aus den "Fugen", dass wir uns über eine nachträgliche Erhöhung der Auftragssumme unterhalten mussten.

Das Damen-Finale 1970 in Wimbledon gewann Margret Court aus Australien, ihr Landsmann John Newcombe gewann bei den Herren; Deutscher Fußballmeister wurde Borussia Mönchengladbach.

 

1971-1974: Am 28.04.1971 beschloss die Jahreshauptversammlung des TVS den Bau der Plätze 2 und 3, sie standen ab dem Frühjahr 1972 zur Verfügung. Ebenso wie bei Platz 1 trug die Gemeinde auch bei diesen beiden neuen zusätzlichen Plätzen die Investitionskosten.

Dieses nicht hoch genug anzuerkennende Engagement der politischen Gemeinde Sechshelden versetzte vorrangig den Verein in die Situation, bei den Mitgliedsbeiträgen im Vergleich zu den etablierten Clubs in "neue Dimensionen" vorzustoßen. Monatsbeiträge von 2,50 DM bzw. 5,00 DM für Kinder/Jugendlichen bzw. Erwachsene eröffneten einer Vielzahl von bisher nur Interessierten nunmehr die Möglichkeit, sich aktiv mit Tennis zu beschäftigen. Bereits 1972 verzeichnet der Verein 71 Mitglieder, im März 1973 sind es schon 142.

In 1973 nahm erstmals eine Mannschaft des TVS - die der Herren - am offiziellen Spielbetrieb teil; im Folgejahr - also 1974 - wurde bereits Platz 4 in Betrieb genommen.

Das Interesse am Tennissport war nicht ausschließlich "Sechsheldenspezifisch", es war flächendeckend. Die neuen Vereine schossen wie "Pilze aus dem Boden"; die Vielzahl der im Bereich Haiger/Dillenburg heute - also zur Jahreswende 2002/2003 - bestehenden Vereine (Langenaubach, Allendorf, Haiger-Seelbach, Manderbach, Frohnhausen, Eibelshausen, Ewersbach, Donsbach, Nieder- und Oberscheld) wurde bis Mitte der 80-ziger Jahre gegründet. Tennis boomte und bekam durch die "Wunderkinder" Becker, der 1985 als 17-jähriger erstmals Wimbledon gewinnt und Steffi Graf, bei ihr dauerte es bis 1988 als sie Martina Navratilova ablöste, weitere Schubkraft.

Im Zeitraum 1971 bis 1974 gewannen im Wimbledon Yvonne Goolagong aus Australien und anschließend zweimal in Folge Billie Jean King aus den USA, der in 1974 ihre Landsmännin Chris Evert folgte.

John Newcombe siegte auch 1971 bei den Herren, ihm folgten Stan Smith aus den USA, der Tscheche Jan Kodes, bis in 1974 erstmals Jimmy Conners das wichtigste Turnier der Welt gewann. Der Deutsche Fußballmeister 1970/1971 hieß ebenfalls wie im Vorjahr Mönchengladbach, anschließend folgte dreimal der FC Bayern München.

 

1975-1976: Der TVS entwickelte sich weiter, bereits im Juli 1975 waren 200 Mitglieder vorhanden.
U.a. aus dieser Entwicklung ergab sich immer mehr die Notwendigkeit, über ein Vereinsheim zu verfügen, die dazu angestellten Überlegungen liefen seit 1974. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung 1975 wurde mit Mehrheit (Alternative: Errichtung eines Neubaus) auf Vorschlag des Vorstandes dem Ankauf des ehemaligen technischen Büros - ein Holzhaus - der Firma Gebrüder Thielmann zugestimmt, der Kaufpreis betrug 5.000,-- DM. Ab- und Aufbau erfolgen noch in 1975, im Winter 1975/1976 läuft der komplette Innenausbau; im Frühjahr 1976 steht zu Saisonbeginn ein funktionsfähiges Vereinsheim zur Verfügung. Auch bei dieser Maßnahme half die politische Gemeinde wieder, in dem sie die Kosten der Bodenplatte und der Anschlüsse der Ver- und Entsorgung übernahm.

Im gleichen Jahr, also 1976, wird der sog. "Autobahn-Pokal", ein Herren-Doppel-Turnier, ins Leben gerufen, das noch heute jährlich im Herbst ausgespielt wird und - über die Kreisgrenze hinaus - einen ausgezeichneten Ruf genießt und zwischenzeitlich das älteste Turnier in unserer Region darstellt.

Billy Jean King aus Amerika gewinnt - wie in 1972/1973 - in 1975 den Damen-Titel in Wimbledon, im nächsten Jahr folgt wiederum Chris Evert nach. 1975 gewinnt Arthur Ashe aus den USA bei den Herren, 1976 beginnt der Siegeszug des Schweden Björn Borg, der bis einschließlich 1980 anhält. Im Fußball lösen die "Gladbacher" in 1974/1975 die Bayern ab und verteidigen ihren Titel in der nächsten Saison.

 

Mit der Errichtung des Vereinsheimes 1975/1976 sind die "Gründerjahre" des Vereins abgeschlossen. Sie sind verbunden mit den in dieser Zeit tätigen Vorständen, stellvertretend seien an dieser Stelle die Namen Richard Klenk und Günter Schönheim genannt. Die Vorstände die folgten, mussten - und dies lag in der Natur der Sache - andere Schwerpunkte setzen. Es galt und gilt, die vorhandene Anlage zu erhalten; dazu gehörte u.a. eine umfassende Erneuerung der gesamten Zaunanlage ebenso wie vor 3 Jahren die Komplettsanierung des Sanitärbereiches (rd. 16.000,-- DM Kosten); einige Jahre vorher war es notwendig, mit einem noch höheren Aufwand (fast 20.000,-- DM) den gesamten Thekenbereich des Vereinsheims den neuesten Anforderungen anzupassen. In 2002 - vor Saisonbeginn - wurde der Freisitz im Anschluss an das Vereinsheim überdacht.

Dass dies jeweils ohne jegliche Fremdmittel (Kredite) erfolgte, sei nur am Rande bemerkt, spiegelt aber das Verständnis der Vorstände zu den jeweils notwendigen und - gestuft - den wünschenswerten Maßnahmen wieder.

Die Geschichte des Vereins wäre unvollständig, wenn nicht festgehalten würde, dass sich der Tennissport seit Jahren global in einer Krise befindet. Die "großen Zugpferde" der Vergangenheit fehlen, manche sind der Auffassung, dass der Sport in den 80-iger und 90-iger Jahren im Fernsehen "tot übertragen" - also zuviel Übertragungen - wurde und andere sehen die ebenfalls erkennbaren Schwierigkeiten im Kinder- und Jugendbereich im Zusammenhang mit den Angeboten, die diesen Gruppen in den letzten Jahren zusätzlich gegenüber früheren Zeiten eröffnet wurden. Tatsache ist, dass praktisch durchgängig seit ca. 5-7 Jahren die Vereine kontinuierlich Mitglieder verlieren; diese Entwicklung hat auch bei dem TVS nicht "halt" gemacht. Wir haben uns in den letzten beiden Jahren auf einen Mitgliederbestand von rd. 130 bis 140 eingependelt und versuchen, diesen zu halten. Dass bei diesen Bemühungen der Jugendarbeit besondere Aufmerksamkeit beizumessen ist, liegt auf der Hand. Rd. 30 Kinder werden zur Zeit bei uns "betreut", Übungsleiter bemühen sich um sie und versuchen, ihnen Tennis beizubringen bzw. ihre Fähigkeiten zu verbessern. Dass zu dieser Arbeit auch das Angebot gehört, in unterschiedlichen Altersklassen am Spielbetrieb teilzunehmen, ist selbstverständlich; 2 Mannschaften haben dies in der vergangenen Saison getan, dies wird sich in 2004 fortsetzen. Am sonstigen Spielbetrieb des Vereins sind 3 sogenannte "Hobby-Mannschaften" sowie die 1. Mannschaft, die auf Bezirkseben spielt, und die der über 50-jährigen, die sogar auf Gruppenligaebene spielt und damit Mannschaften bis aus dem Bereich Kassel oder Fulda zum Gegner hat, beteiligt.

Der TVS ist zwischenzeitlich - und das seit langen Jahren - in der örtlichen Gemeinschaft als ganz "normaler" Verein, dem also nichts "Elitäres" anhaftet, anerkannt wird. Dies ist ein Verdienst der Vereinsmitglieder, speziell aber auch der Vorstände. Stellvertretend hierfür seien an dieser Stelle die Namen der ehemaligen Vorsitzenden Ulrich Schäfer, Jürgen Helmke, Kurt Heiler und Ulrich Eisenkrämer genannt. Wesentlich für eine kontinuierliche Vorstandsarbeit ist auch die Tatsache, dass relativ wenig personelle Wechsel erfolgen. Dies wird u.a. auch dadurch deutlich, dass zum Beispiel die derzeitigen Vorstandsmitglieder Hartmut und Manfred Gail, Günter Pfeifer und Ulrich Eisenkrämer in der Addition bereits fast 100 Jahre Vorstandsarbeit leisten.